Zertifizierung nach DIN 2347 „Übersetzungs- und Dolmetschdienstleistungen – Dolmetschdienstleistungen – Konferenzdolmetschen“ möglich
Seit Veröffentlichung des Normentwurfes DIN 2347, „Übersetzungs- und Dolmetschdienstleistungen – Dolmetschdienstleistungen – Konferenzdolmetschen“ im Juni dieses Jahres ist es nun möglich, sich nach dieser Norm zertifizieren zu lassen. Die ersten Zertifizierungen sind bereits gelaufen und die ersten Konferenzdolmetscher entsprechend zertifiziert. Die Norm ist nicht nur für Dolmetscher der Lautsprache, sondern auch der Gebärdensprache geeignet.
Ziel der Norm ist die Schaffung einer gemeinsamen Grundlage für Auftraggeber und Dienstleister im Bereich Dolmetschdienstleistungen, die sich an den höchsten internationalen Standards für das Simultan- und Konsekutivdolmetschen orientiert. Bis zum 3. Oktober 2016 war die Fachöffentlichkeit aufgerufen, ihre Kommentare und Einsprüche zum Normentext einzureichen. Der Arbeitskreis Dolmetschdienstleistungen des Arbeitsausschusses Übersetzungs- und Dolmetschdienstleistungen am DIN hat nun die Aufgabe, diese Einsprüche zu bearbeiten und bei der weiteren Erarbeitung der Norm zu berücksichtigen.
Die Norm definiert sowohl die von professionellen Dolmetschern zu erfüllenden Standards als auch die für die Qualität der Dolmetschleistungen einzuhaltenden technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen.
Es ist geplant, die DIN 2347 als Normentwurf auf ISO-Ebene einzureichen und damit die Unternormen für den Bereich Dolmetschen zu komplettieren. Das dafür notwendige Abstimmungsverfahren auf ISO-Ebene wird in Kürze eingeleitet.
ISO 17100 – Anforderungen und Empfehlungen für Übersetzungsdienstleister
Nach den Diskussionen um Abs. 3.1.4, Qualifikation des Übersetzers, wurde während der ISO-Sitzungswoche im Juni dieses Jahres ein Kompromiss zwischen den verschiedenen Positionen gefunden, der nun zur Abstimmung vorliegt. Je nach Ergebnis könnte die Norm im Jahr 2017 zum internationalen Standard werden. Da die Änderungen im Vergleich zum bereits von der ISO veröffentlichten und damit für eine Zertifizierung zur Verfügung stehenden Text nur begrenzt sind, können Interessierte sich auch weiterhin zertifizieren lassen, ohne Sorge haben zu müssen, dass sich der Inhalt der Norm deutlich ändern wird.
Neues Arbeitspapier ISO 20771 – Legal Translation
Derzeit in Ausarbeitung befindlich ist ein Entwurf zum Thema „Legal Translation“. Die Norm möchte Voraussetzungen für Übersetzungstätigkeiten im Rechtswesen definieren, die einerseits mit bereits möglicherweise vorhandenen Anforderungen in einzelnen Ländern kompatibel sind und andererseits dort Grundlagen festlegt, wo noch keine vorhanden sind. Derzeit werden Titel und Anwendungsbereich der Norm sowie ihr Inhalt diskutiert.
ISO 18841 – Interpreting Services – General Guidelines and Recommendations
Hierbei geht es um allgemeine Empfehlungen und Anforderungen, die sich an Dolmetschdienstleister und ihre Kunden richten.
Neuer Normungsvorschlag ISO 21998 – Medical/Health Care Interpreting
Vorgelegt wurde ein Vorschlag für ein neues Projekt im Bereich Dolmetschen im Gesundheitswesen. In einigen Ländern wie den USA ist das Dolmetschen im Gesundheitswesen und in der Medizin ein eigener Bereich, in dem spezielle Qualifikationen verlangt werden. Aus diesem Grund wurde auf ISO-Ebene ein Vorschlag vorgelegt, für diesen Bereich des Dolmetschens eine eigene Norm zu entwickeln, die weltweite Standards festlegen soll. Das Projekt ist noch in der Anfangsphase, und die Abstimmung über Annahme oder Ablehnung des Projektes läuft noch.
Weiterhin in der Entwicklung befinden sich Normen zur Qualität der Klangübertragung beim Dolmetschen, zu mobilen und stationären Dolmetschkabinen sowie die folgende Norm:
ISO 20228 – Legal Interpreting
In dieser Norm werden Grundlagen für das Dolmetschen im Rechtswesen definiert. Da auch in Deutschland bei den Bestellern von Dolmetschleistungen im Rechtswesen weitgehend unbekannt ist, welche Voraussetzungen eigentlich erfüllt sein müssen, um eine gute Dolmetschleistung zu erhalten, ist diese Norm sicherlich eine Hilfe bei der Überzeugungsarbeit, die in diesem Bereich zu noch leisten ist.
Dieser Artikel erschien im FORUM 2/2016.